Lernen Sie Diana Patrizia Eid kennen, eine Recruiting-Expertin und Strategin mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung bei führenden Strategieberatungen, The Boston Consulting Group und Bain & Company, Inc. und derzeit Vice President & Head of HR Strategy bei DRÄXLMAIER.
Ihr Weg in die Führung
F: Frau Eid, können Sie uns mehr über Ihren beruflichen Werdegang erzählen? Wie sind Sie dorthin gekommen, wo Sie jetzt sind und welche Hürden mussten Sie überwinden?
Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau, Studium der BWL, Praktika in Deutschland und Italien, Management-Trainee-Programm bei Radisson SAS in Brüssel, Karriere im Recruiting bei der Boston Consulting Group und Bain & Company in München und Boston. So klingen die Stationen bevor mich ein Anruf 2016 zur DRÄXLMAIER Group brachte, wo ich nach meiner Verantwortung für das Global Recruiting, heute die Corporate HR Strategy und die Bereiche Training, Recruiting, Compensation & Benefits, HR Digitalisierung, HR Communication und das HR PMO leite.
Kurz gesagt, ich habe die großartige Möglichkeit, HR-Innovationen für die Firma weltweit voranzutreiben und Exzellenz-Standards und -Prozesse zu etablieren sowie die richtigen Talente bei einem der weltweit führenden Premium Automobilzulieferer einzustellen, zu trainieren und zu binden.
Aber wer will schon lesen, was bereits auf einem LinkedIn-Profil erzählt wird? Ich möchte Sie daher etwas hinter die Kulissen entführen und Ihre Frage aus einer anderen Perspektive beantworten.
Einer meiner wichtigsten Treiber im Leben ist Empathie. Was auch immer ich tue, ich tue es mit meinem Herzen und einer Wachstumsmentalität für die Menschen, die mich umgeben. Es gibt nichts Erfüllenderes als in die strahlenden Augen eines Menschen zu sehen, der es geschafft hat gemeinsam mit mir und durch meine Unterstützung, persönlich zu wachsen und in dem, was er sich vorgenommen hat, erfolgreich zu sein. Nach diesen funkelnden Augen strebe ich jeden Tag.
Im Kern meines Wesens wohnt ein Pionier und strategischer, visionärer Unternehmer mit Verkaufsgespür. Ich mag es sehr, den Status quo herauszufordern, indem ich anspruchsvolle, visionäre Ziele setze und indem ich die richtige Struktur bereitstelle, um so den Weg für die Erzielung echter Ergebnisse zu ebnen. Ich liebe es auch, Menschen zu inspirieren, indem ich sie auf die „Großartigkeit“ einer Situation – egal wie herausfordernd – hinweise, die sie manchmal nicht sehen können. Ich hätte leicht im klassischen Vertrieb landen können. Wahrscheinlich habe ich deshalb zuerst Reiseträume verkauft, dann Wirtschaft mit Schwerpunkt Marketing und Vertrieb studiert, in Brüssel im Vertrieb gearbeitet und schließlich meine Karriere im Recruiting begonnen. Wo das Aufspüren der richtigen Talente beim ‚Abgleich‘ der Karriereträume der Bewerber mit den Möglichkeiten großartiger Unternehmen über viele Jahre meine berufliche Spielwiese war. Anspruchsvoll und getrieben mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung konnte ich die notwendigen Ergebnisse liefern, die es mir zusammen mit der Schule der Strategie in der Beratung und meiner Fähigkeit zur Innovation ermöglichten, meine aktuelle Rolle zu übernehmen.
Der Bereich, in dem ich offensichtlich am meisten lernen und wachsen konnte, war im Personalwesen. Das macht mich nicht zuletzt zu einer Führungspersönlichkeit und einem Experten auf dem Gebiet des Personalmanagements und der Organisation.
Wie wir alle wissen, ist nicht der „roadblock“ oder eine Herausforderung an sich entscheidend, sondern wie man mit ihnen umgeht und wer man ist. Ich bin ein radikaler Optimist und betrachte das Leben als eine lange Reise von aneinandergeknüpften Lernerfahrungen. Ich kann mich zudem sehr glücklich wähnen, dass ich immer die nötige Unterstützung bekam bzw. das Durchhaltevermögen hatte, meine Herausforderungen erfolgreich zu meistern oder auf den richtigen Moment zu warten. Rückschläge gehören zum Spiel, entscheidend ist flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Als zum Beispiel in meiner Studienzeit meine Bewerbung für ein gefördertes Auslandssemester an der Universität Sorbonne abgelehnt wurde, war ich zunächst sehr frustriert, denn mein Traum von einem Auslandsaufenthalt schien zu diesem Zeitpunkt zu platzen. Ich suchte nach alternativen Möglichkeiten und kombinierte zwei Praktika. Das erste im Consulting, das nicht nur mein zweites Praktikum in Mailand finanzierte, sondern für meinen späteren Berufsweg sehr wichtig werden sollte.
F: Was oder wer hat Ihnen auf Ihrem Weg geholfen und Sie inspiriert?
In Bezug auf das ‚WER‘: In erster Linie meine Familie, die mir beigebracht hat, ‚wo ein Wille ist, ist auch immer ein Weg‘ und, dass ich auf sie zählen kann. Aber auch einige meiner Lehrer und Vorgesetzten, die mich forderten und förderten. Oder mein sanfter, feinfühliger, hart arbeitender Großvater und großartige visionäre Menschen aus allen möglichen Disziplinen. Unter ihnen beeindrucken mich nach wie vor einige weibliche Pioniere wie die russische Künstlerin Marianne Werefkin oder die Feministin Jane Fonda und auch Bain Chair(wo)man Orit Gadiesh. Nicht zuletzt denke ich auch an all die Menschen, die mir begegnet sind und mich begleitet haben. Sie alle sind gewisser Maßen ein wichtiger Teil von mir.
In Bezug auf das ‚WAS‘: Alle Herausforderungen in meinem Leben und der persönliche Einsatz für meine Ideale und Ziele haben dazu beigetragen zu wachsen und zu werden, wer ich heute bin.
Entwicklung der Vielfalt in Ihrem Unternehmen
F: In dem Interview für das Recruiting Journal sagten Sie, dass Sie unter den vielen wichtigen Erfahrungen glauben, dass: „Diversität trägt süße Früchte: Interdisziplinäre/gemischte Teams kommen zu den besten Lösungen“. Dem können wir nur zustimmen und würden gerne wissen, wie das bei der DRÄXLMAIER Group funktioniert. Welche Strategien verfolgen Sie in Ihrem Unternehmen, um mehr Vielfalt in der Führung zu entwickeln und zu fördern, und wie messen Sie den Erfolg dieser Strategien?
Basierend auf unseren Werten ist Vielfalt bei der DRÄXLMAIER Group eine Selbstverständlichkeit. Wir leben sie. Das geht nur, wenn wir uns alle über die Notwendigkeit und den Nutzen von gemischten Teams und andererseits der Vorurteile, die uns umgeben, bewusst sind und diese reflektieren. Unser Ansatz ist es, die Vielfalt anhand gelebter Vorbilder gezielt in der Organisation sichtbar und so dieses Bewusstsein erlebbar zu machen.
F: Welchen Rat würden Sie Personalverantwortlichen geben, die versuchen, in ihrem eigenen Unternehmen etwas zu verändern?
Da Dreh- und Angelpunkt in diesem Zusammenhang die Geisteshaltung und das konkrete Erleben sind, empfehle ich genau das zu tun: Die anerkannten Top-Führungskräfte auszuwählen, die sich in diesem hier als Vorbild zeigen und ihnen und ihrem Handeln eine Plattform zu geben. Lassen Sie sie ihre Erfahrungen mit anderen Teilen, von den Vorteilen gemischter Teams erzählen, von ihrer Herangehensweise, von ihren Erfahrungen.
Herausforderungen durch die Pandemie
F: Die durch COVID-19 verursachte Pandemie hatte große Auswirkungen auf viele Berufstätige und insbesondere auf Frauen, die ihre Führungsrolle mit der Elternrolle kombinieren. Es ist sehr herausfordernd, produktiv zu bleiben, voll in den Entscheidungsprozess bei der Arbeit eingebunden zu sein und die Dinge mit den Kindern zu regeln.
Könnten Sie ein paar Gedanken dazu äußern, wie Unternehmen berufstätige Mütter im Home Office unterstützen können?
Am wichtigsten ist es, als Führungskraft Tür, Ohren und Augen für seine Mitarbeiter offen zu halten. Ganz unabhängig ob Frau oder Mann. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter regelmäßig, wie sie sich fühlen. Gute Führungskräfte spüren und beobachten, wie sich das Verhalten ihrer Teammitglieder verändert. Mir ist aufgefallen, dass gerade besonders leistungsstarke MitarbeiterInnen während Corona Gefahr laufen, die neu hinzukommenden Herausforderungen mit demselben Hochleistungsanspruch zu managen wie alles Bisherige. Das kann schnell in die Überforderung führen.
Hier ist Vorsicht geboten und als Vorgesetzter können Sie helfen, indem Sie durch gute Fragen zur Selbstreflektion führen, aufrichtig zuhören, wenn es einmal zu viel wird und bei Überlastung die berufliche Extrameile für eine Weile durch striktes Depriorisieren eliminieren.
Den Weg zu anderen Frauen ebnen
F: Zum Schluss möchten wir Sie bitten, ein paar Tipps zu geben:
Können Sie umsetzbare Schritte empfehlen, die Frauen in der Personalabteilung auf ihrer eigenen Führungsreise unternehmen sollten?
Erstens: Nicht nur Frauen in HR, sondern jede Frau muss sich klar werden darüber, was sie im Leben und in ihrer Karriere will. Schreiben Sie es auf und bringen Sie es dort an, wo Sie es jeden Tag sehen. Werden Sie sich Ihrer ausgeprägten Stärken und Leidenschaften bewusst und machen Sie sich mit den verschiedenen Karrieremöglichkeiten im HR-Bereich vertraut.
Überlegen Sie, was Sie als Person wollen. Wollen Sie innovativ oder exekutiv tätig sein, wollen Sie ein stabiles Umfeld oder ein hochdynamisches Wachstumsumfeld? Von großen Unternehmen bis hin zu Start-ups gibt es eine breite Palette von Möglichkeiten, je nach Ihren Präferenzen.
Es gibt viele Wege, um eine Karriere im HR-Bereich zu verfolgen. Ein Weg ist, Erfahrungen in mehreren Kompetenzbereichen zu sammeln, wie z. B. Vergütung, Training, Personalentwicklung oder Recruiting, und dann Business Partner zu werden. Oder in einem der Excellence Center Karriere zu machen und später in die Strategie zu gehen. Neue Möglichkeiten ergeben sich auch in den Bereichen Organisationsentwicklung, HR-Digitalisierung oder -Analytik, Projekt- und Change-Management oder HR-Transformation & Strategie.
Für junge Talente ist es wichtig, den Arbeitgeber ihrer Wahl gründlich zu beurteilen, z.B. wie ist HR im Vorstand positioniert. Was ist die Ambition des CHRO oder Ihres Linienmanagers? Stimmt es mit Ihren Erwartungen überein? Stellen Sie große Fragen über die Vision, die Mission von HR. Was hat sich in den letzten 3 Jahren verändert…
Manchmal ist es schwer, den expliziten nächsten oder zukünftigen Schritt zu benennen. Versuchen Sie dann, zu fühlen, was Sie wollen und gehen Sie mit dieser emotionalen Vorstellung – diesem Nordstern – weiter voran. Die Gelegenheit wird kommen und Sie werden wissen, wann Sie die Chance beim Schopf packen müssen. Dann ist es an Ihnen, #ja zu sagen.
Verwechseln Sie nicht den Manager mit dem Leader. Nicht jeder Manager ist ein guter Leader und vice versa. Für diejenigen, die den Ehrgeiz zu echtem Leadership haben: Überlegen Sie sich frühzeitig, welche Leadership Persönlichkeit sie sein wollen. Lassen Sie sich von Menschen inspirieren, die Sie beeindrucken. Wenn Sie Ihre Version der Leadership Brand gefunden haben, können Sie das passende Umfeld dafür finden.
F: Welche Fähigkeiten müssen sie aufbauen, um eine bessere Führungskraft zu werden?
Lernen Sie ihrer Intution zu vertrauen. Das wird Ihnen helfen mehr Sicherheit in unsicheren Zeiten zu empfinden und entschieden zu handeln. Übernehmen Sie volle Verantwortung für Ihr Handeln. Und beachten Sie die folgenden Tipps:
- Denken Sie strategisch: Das heißt vor allem zu wissen, was man nicht tut.
- Lernen Sie aus Ihren Erfahrungen: Heute ist das gestern von morgen!
- Lernen sie kundenorientiert zu denken und handeln: Fragen Sie sich immer „Wer ist mein Kunde und würde er oder sie für das, was ich mache, bezahlen?‘“
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Einblicke und umsetzbare Schritte, die HR-Profis ergreifen können, um mehr Geschlechtervielfalt in der Führung in ihre Unternehmen zu bringen.
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