Seit Sheryl Sandberg, COO bei Facebook, im Jahr 2010 in einem TED Talk das Publikum herausforderte, warum wir zu wenig weibliche Führungskräfte haben, hat sich in dieser Hinsicht einiges getan. Aus vielen Blickwinkeln betrachtet, wächst der weibliche Führungstrend in vielen Bereichen. Dennoch gibt es noch viel zu tun auf dem Weg zu einer echten Gleichstellung der Geschlechter, insbesondere in Führungspositionen.
Um den “Status Quo” in der HR-Funktion zu skizzieren, haben wir 14 prominente weibliche HR-Führungskräfte aus verschiedenen Bereichen befragt: von Health Tech, Transport und Telekommunikation bis hin zu Banken und Finanzen, Softwareentwicklung, Beratung und Executive Coaching. Gemeinsam mit diesen HR-Leadern untersuchten wir die wesentlichen Aspekte, die eine Kultur prägen, die Frauen am Arbeitsplatz unterstützt und fördert. Die unschätzbaren Erkenntnisse über geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede, die Balance zwischen Führungs- und Mutterrolle, die Schaffung gleicher Lernmöglichkeiten, die Bedeutung von Daten und Technologie und vieles mehr, bildeten die Grundlagen des Ebooks: Frauen in Führungspositionen: Maßnahmen und Schritte, welche HR-Experten umsetzen können, um mehr Geschlechtervielfalt in Führungspositionen im Unternehmen zu fördern.
Neben einer Liste mit umsetzbaren Strategien für HR-Profis fragten wir unsere Teilnehmerinnen nach ihren „geheimen Zutaten“ der Führungsfähigkeiten, die für Frauen unerlässlich sind, um bessere Führungskräfte in ihren Organisationen und auf ihrem Karriereweg zu werden. Hier sind nur ein paar Einblicke.
„Für mich ist eines der wichtigsten Themen: Sie müssen nicht ALLES wissen und Sie sollten auch nicht alles wissen müssen. Sie haben tolle Leute in Ihren Teams, die viel wissen und sehr kompetent sind. Geben Sie ihnen also etwas Raum und ermutigen Sie ihre Mitarbeiter, exzellent in dem zu sein, was sie tun.
Die zweite Komponente ist der Fokus auf das Wachstum von Talenten und sich selbst. Als Führungskräfte sind wir dazu da, unsere Mitarbeiter auf ihrer Wachstumsreise zu unterstützen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass wir selbst immer weiter lernen und erkennen, wo wir uns weiterentwickeln müssen.
Ich denke, Authentizität und das Menschsein als Führungskraft sind der Schlüssel. Das wären also meine drei ‘Haupzutaten’einer guten Führungskraft.“
Livia Freudl, Senior Vice President HR bei Siemens Healthineers
„Bereiten Sie sich auf die digitale Arbeitswelt von morgen vor. Stärken Sie Ihre eigenen Digital- und Datenkompetenzen und lernen Sie, in einer digitalen oder hybriden Arbeitswelt zu führen, einschließlich ergebnisorientierter Führung, der Leitung virtueller Teams, der Erschließung von Kreativität und Teamgeist über digitale Kanäle.
Versteifen Sie sich nicht zu sehr auf einen linearen Karriereweg. Nehmen Sie Chancen wahr, setzen Sie auf Mobilität und vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Ich bin davon überzeugt, dass HR-Führungskräfte von morgen noch mehr analytische Fähigkeiten und ein tiefes Verständnis für Organisationsentwicklung benötigen werden. Verschiedene, cross-funktionale Erfahrungen zu sammeln, erweitert nicht nur den persönlichen und fachlichen Horizont, sondern verleiht Ihnen auch noch mehr Glaubwürdigkeit in Ihrer Führungsrolle.
Seien Sie selbstbewusst in Ihrer Rolle als HR-Führungskraft – Sie haben wertvolle Kenntnisse und Fähigkeiten, die Sie einbringen können. Ihr fundiertes Wissen zu Personal- und Organisationsentwicklung kann einen echten Unterschied machen, gerade auch in Diskussionen außerhalb eines HR-Teams, da sie hier eine andere Perspektive, einen neuen Blickwinkel einbringen und damit einen echten Mehrwert leisten können.“
Nicole Gerhardt, Personalvorständin bei Telefónica
„Frauen SIND sehr gute Führungskräfte! Sie müssen nur an ihre Stärken glauben, natürliche Fähigkeiten wie emotionale Intelligenz nutzen und weniger selbstkritisch sein. Ich empfehle Frauen, regelmäßig Feedback einzufordern, um eine realistische Selbsteinschätzung zu bekommen und zu pflegen.
Wichtig ist, dass sie nicht versuchen, das Verhalten von Männern zu kopieren. Stattdessen sollten sie sich selbst treu bleiben, aufmerksam zuhören und beobachten, von effektivem Verhalten lernen und es in ihr eigenes Skillset integrieren.“
Henriette Albrecht, Head of TMOD, Employer Branding & Recruiting bei Vitesco Technologies
„Lernen Sie ihrer Intution zu vertrauen. Das wird Ihnen helfen mehr Sicherheit in unsicheren Zeiten zu empfinden und entschieden zu handeln. Übernehmen Sie volle Verantwortung für Ihr Handeln. Und beachten Sie die folgenden Tipps:
- Denken Sie strategisch: Das heißt vor allem zu wissen, was man nicht tut.
- Lernen Sie aus Ihren Erfahrungen: Heute ist das gestern von morgen!
- Lernen sie kundenorientiert zu denken und handeln: Fragen Sie sich immer „Wer ist mein Kunde und würde er oder sie für das, was ich mache, bezahlen?‘“
Diana Patrizia Eid, Vice President HR Strategy & Corporate Functions bei DRÄXLMAIER Group
„Ich bin kein Befürworter von einer bestimmten Richtung, die Frauen einschlagen sollten, sondern empfehle im Gegenteil, den eigenen Weg zu gehen und den eigenen (Führungs-)stil zu finden und zu kultivieren. Authentizität ist dabei für mich dabei ein ganz zentraler Begriff.
Wichtig ist, dass man sich selber gut kennt, sich seiner Stärken und auch Entwicklungsfelder bewusst ist, und diese regelmäßig reflektiert, mit der Zielsetzung, sich kontinuierlich persönlich weiter zu entwickeln. Frauen verfügen über alle Fähigkeiten, die es braucht, um eine gute Führungskraft zu werden, sie müssen sich möglicherweise nur manchmal „erlauben“, diese Fähigkeiten auch zur Geltung zu bringen.
Es braucht ein wenig Mut als Frau, zu sagen, „ich möchte führen“ oder sogar „ich kann führen“. Deshalb, Mut haben, dran bleiben und auch bei Gegenwind Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben ist etwas, was ich allen Frauen, die Lust auf Führung haben, mitgeben möchte.“
Birgit Horak, Managing Parterin bei Lurse
“Führung heiβt für mich vor allem Vertrauen und Orientierung geben, andere zu inspirieren, zu fördern und sie nicht zu entmutigen. Diese Fähigkeiten gelten für Frauen wie Männer gleichermaβen. Allen, die an einer Führungslaufbahn interessiert sind, kann ich empfehlen, diese Fähigkeiten kontinuierlich weiterzuentwickeln. Und dann jede Gelegenheit zu nutzen, um sie auch anzuwenden – egal ob in einer Führungsrolle oder in einer Teamrolle.”
Daniela Fischer, Head of HR, Public Affairs & Corporate Responsibility bei AXA
„Es liegt an uns Frauen, uns für mehr Vielfalt einzusetzen und uns mit unserer weiblichen Sicht der Dinge einzubringen. Für den Anfang empfehle ich einen Diversity-Mentoring-Ansatz: Frauen sollten sich männliche Mentoren suchen und vice versa. So entsteht eine sehr persönliche Erfahrung, die den Mehrwert von Diversity deutlich macht und auf bestehende Barrieren hinweist – eine Voraussetzung – um ein Mindset der Vielfalt zu entwickeln. Auf die Frage, welche Fähigkeiten Frauen brauchen, um bessere Führungskräfte zu werden, würde ich wie folgt antworten: Vertrauen Sie in Ihre weiblichen Fähigkeiten. Wir sind nicht „andere Männer“, sondern Frauen. Dieser Unterschied ist wertvoll.“
Julia Bangerth, Chief Operating Officer & CHRO bei DATEV
„Einen Tipp, den ich selber einmal bekommen habe und den ich als unglaublich wertvoll empfinde, ist sich zu fragen: Welche Geschichte sollen Menschen erzählen, wenn sie mich kennengelernt haben. Und diese Geschichte dann aktiv zu gestalten. Gute Story-Telling-Skills sind mir daher enorm wichtig. Führungskräfte müssen Menschen begeistern und mitreißen können.“
Ulrike Potocki, Head of Learning Strategy in der Raiffeisen Bank International
„Glauben Sie immer an sich selbst und seien Sie immer Sie selbst. Nur mit guten Vorbildern ist die Organisation bereit für den Wechsel der vielfältigen Führung. Vertrauen in sich selbst, nicht an den eigenen Leistungen zu zweifeln, stolz darauf zu sein und über die Leistungen zu sprechen, hilft der Frau, als wertvolle Führungskraft anerkannt zu werden.
Als Fähigkeiten würde ich erwähnen: Menschen zu inspirieren, Empathie zu zeigen, aktiv zuzuhören, flexibel und kreativ zu sein und den Kommunikationsstil anzupassen, um verschiedene Gruppen von Stakeholdergruppen zu überzeugen.“
Katharina Handrich, Leading Talent Acquisition und Talent Advancement für Western Europe, ABB
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„Die Fähigkeit, auf inspirierende und transparente Weise zu kommunizieren, ist für mich als Führungskraft ein großes Plus. Haben Sie das große Ganze im Blick und teilen Sie es! Wenn man aus der Ferne arbeitet, ist es noch wichtiger, sehr nah an seinem Team zu sein und es regelmäßig zu informieren.
Ein “Enabler” für großartige Ideen zu sein, ist ebenfalls eine sehr wichtige Quelle für Führungsqualität: Hören Sie Ihrem Team zu, bringen Sie unterschiedliche Hintergründe, Erfahrungen und Fachkenntnisse zusammen und nutzen Sie diese Schwarmintelligenz, um innovativ zu sein. Denken Sie immer daran, die Idee selbst zählt und Hierarchie sollte keine Rolle spielen. Es ist Ihre Aufgabe als Führungskraft, einen Rahmen der Kreativität und des Vertrauens zu schaffen, in dem Ideen schnell und pragmatisch wachsen können.
Als Führungskraft sollten Sie auch ein großes Vorbild für das Lernen und die Entwicklung sein – Exzellenz fängt bei Ihnen selbst an. Stellen Sie daher sicher, dass Sie Ihrem eigenen Thema und den kommenden HR-Trends immer einen Schritt voraus sind. Bleiben Sie in Verbindung mit anderen HR-Führungskräften und Experten, um zu lernen und zu wachsen.“
Kerstin Wagner, Head of Talent Acquisition bei Deutsche Bahn
„Vertraue in Deinen eigenen Führungsstil, und zwar ganz radikal! Investiere Zeit in Deine eigenen Stärken. Benenne sie und mache (noch) mehr daraus.
Es geht nicht darum, die Stärken anderer zu kopieren, sondern die eigenen im Detail zu verstehen und die Verbesserungsmöglichkeiten zu besprechen. Lenke Deine Gedanken, Ideen, Deine Haltung in die positive Richtung!“
Dr. Ulrike C. Strasser, Advisor, Executive Coach, Lecturer & Author bei CROSS-GENERATIONAL
Wie geht es weiter?
Im Bereich der weiblichen Führungskräfte ist immer noch verbesserungs- und entwicklungsbedarf, was die Bereitstellung gleicher beruflicher Entwicklungsmöglichkeiten, Vergütungsstrategien, Flexibilität und Unterstützung angeht. Doch mit den herausragenden Frauen in HR-Führungspositionen, die ihre persönlichen und beruflichen Einblicke für dieses E-Book geteilt haben, und dem Unterschied, den sie in ihren Rollen – und Branchen – machen, gibt es eine große Hoffnung, dass die Geschlechterparität nicht über Nacht, aber in absehbarer Zeit erreicht werden kann.
Erhalten Sie Ihr persönliches Exemplar und machen Sie mit diesen Einblicken und Tipps den Unterschied in Ihrer Organisation.
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